Amerika kann dieses Schicksal akzeptieren

FAZ:

Der amerikanische Präsident Biden hat für Bundeseinrichtungen fünf Tage lang Trauer­beflaggung angeordnet. Der Grund dafür ist eine schreckliche Zahl: Mehr als 500.000 Menschen sind in den Vereinigen Staaten bislang an Covid-19 gestorben; weit mehr als in jedem anderen Land – und mehr, als amerikanische Soldaten im Ersten und im Zweiten Weltkrieg zusammengenommen gefallen sind. Es ist eine unvorstellbare Zahl, deren Bedeutung der Berater des Präsidenten Anthony Fauci so ausdrückt: Die Vereinigten Staaten hätten sich schlechter als fast jedes andere Land geschlagen. „Und wir sind ein hochentwickeltes Land.“ Ja, das sollte man meinen. Ein Land, das vier Prozent der Weltbevölkerung stellt, aber ein Fünftel der Corona-Toten. Es nimmt nichts von der Tragik, wenn man die Todeszahlen in Beziehung zur Größe der Bevölkerung setzt.

Ist es wirklich eine Tragödie? War es schlechtes, mangelhaftes Krisenmanagement der Regierung in Washington und der Bundesstaaten? Lag es am Gesundheits­system, das zwar für die beste medizinische Versorgung der Welt bekannt ist, in Teilen und für große Gruppen aber vollkommen ungenügend ist?

Im vergangenen Jahr beschrieb ein irischer Autor das Gefühl, das viele Nichtamerikaner angesichts des Infektionsgeschehens in den Vereinigten Staaten hätten, als Mitleid – Mitleid mit Amerika. Das war neu. Das Land, das sich im Systemwettbewerb mit einer künftigen Weltmacht sieht, wird über kurz oder lang zu einer neuen Normalität finden und mit imponierenden Wirtschaftsdaten glänzen. Aber mit Hunderttausenden Menschen, die einer Erkrankung der Atemwege zum Opfer gefallen sind, und mit Mitleid dürfen sich die Amerikaner nicht abfinden.

I simply don’t see these questions asked in the NYT, Washington Post, Philadelphia Inquirer, LA Times, SF Chronicle. The Inquirer and the LA Times draw attention to a disproportionate number of blacks and hispanics dying, however this is addressed via the lens of racial injustice. Even after a half million deaths none of these papers is taking the editorial stand that the healthcare system is itself unjust by design. There is no demand for universal healthcare.

The US media articles I’ve seen about the „grim milestone“ use analogies like „milestone“ to reinforce the image of a journey, talk about the country „battling“ the virus to maintain the illusion of a political entity locked in combat with some foreign power. I see no beginnings of recognition of a class system intentionally sloughing off lesser-deserving lives in service to those in possession of wealth.

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