Ich verbrachte den Abend mit Ulrike Meinhof. Wir fuhren zur Technischen Universität, der Saal war überfüllt mit 2000 ratlosen, bedrückten, verzweifelten Menschen. Einige weinten. Mit Rudi Dutschke war eine Symbolfigur nieder­geschossen worden, einer, den alle, über die verschiedenen Fraktionen hinweg, verehrt, geliebt hatten. Es war ein Anschlag auf sie selbst, auf alle, auf die gesamte außer­parlamentarische Bewegung. Es war das blutige Ende einer außer­parlamentarischen politischen Karriere, des charismatischen Sprechers der Berliner Studentenbewegung – und ein weiterer Meilenstein in der Eskalation der Gewalt der Sechzigerjahre. Und es war der tragische Ausgang einer gemeinsamen Reise in das Land, das einen »Sozialismus mit menschlichem Antlitz« schaffen wollte.

Gut zwanzig Jahre später hielt ich – damals Chefredakteur des Spiegel – einen Vortrag beim Goethe-Institut in Boston. Während ich sprach, sah ich Gretchen Dutschke in einer der vorderen Reihen sitzen. Ich unterbrach meine Rede und sagte: »ls it you, Gretchen?« Sie nickte, und wir verabredeten uns für später. Sie war gerade dabei, ihre und Rudis Geschichte aufzuschreiben. Eines wollte sie dafür unbedingt von mir wissen: »Warum ist Rudi eigentlich zum SDS-Zentrum gefahren? Was wollte er dort?« Auch nachdem er das Attentat überlebt hatte, konnte er sich an die Minuten vorher nicht mehr erinnern.

Ich sagte ihr: »Er wollte Material für die konkret-Geschichte holen, das er dort gebunkert hatte.«

—Stefan Aust, »Zeitreise«, (München: Piper Verlag GmbH, 2021), 60-61.

What immediately leapt out for me here was I’d always known Dutschke was on his way to the pharmacy to get nosedrops for Hosea-Che, and knew he was coming from the SDS office, but it had never occurred to me why he’d gone to the SDS bureau, the only address Bachmann had, in the first place.

Aust writes this was a further milestone in the escalation of 1960s violence, without mentioning MLK had just been assassinated one week before. This would have been international news – did it not register much on Aust, given Prague?

I’ve never thought of Dutschke’s shooting as the tragic end of his Prague trip, but Aust writes here he learned of the shooting as he was at Tempelhof waiting to board his plane back to Hamburg after returning to Berlin from Prague, where as I’d read before he and the Dutschkes were inseparable (and where, interestingly, he mentions Kuby but not the Bölls). This is really an interesting framing of the summer for me: I’d read the August Soviet invasion was partially possible because of world attention on Chicago, but hadn’t before thought of Dutschke’s shooting coming immediately upon his return from Prague and MLK’s assassination. This last for one thing makes the provenance of Bachmann’s weapons more interesting.

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