Es kann keine Reue geben

Für das Sortieren und Korrigieren ihres Gedankensystems hatten die heute resozialisierten ehemaligen RAF-Häftlinge die Zeitspanne einer Generation lang Gelegenheit. Die Taten sind durch den Straf­voll­zug juristisch abgegolten — das ist das eine Kapitel. Aber die Verantwortung für die Worte bleibt. Dieses Kapitel ist offen.

Verantwortung übernommen hat keines der RAF-Mitglieder. Im Gegenteil. Christian Klar betonte bei einem Interview im Jahr 2001 noch ausdrücklich bei der Frage nach einem Reueempfinden: »Wenn man von unserem Gedankensystem ausgehen muss, was wir damals hatten — dann kann es keine Reue geben.« Inge Viett bezeichnete 2007 in einem offenen Brief den Terror als »Klassenkampf von unten«. Dem »Guerillakampf« sei »verdammt mehr Erfahrung, Klugheit, Ausdauer und Unterstützung zu wünschen gewesen«; »revolutionäre Gewalt hatte — zu Recht — eine moralische, befreiende Ausstrahlung«.

—Corinna Ponto, Patentöchter, (Köln: Verlag Kiepenheuer & Witsch, 2011), 93.

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